„Gedanken kann man nicht abschalten.“ – Oder doch?
Wer kennt sie nicht – diese endlosen Gedankenschleifen, die nie zur Ruhe kommen wollen? Selbst im Schlaf scheint der Kopf zu arbeiten, Gedanken rasen, Szenen wiederholen sich, Entscheidungen werden unentwegt neu bewertet. Die Wissenschaft sagt: „Das Gehirn ist immer aktiv.“ Doch ist das wirklich so – oder haben wir nur vergessen, wie wir es in die Stille führen können?
Wenn im Kopf niemals Stille ist
Der menschliche Geist ist ein faszinierendes Instrument – und zugleich ein unruhiger Begleiter. Gedanken sind elektrische Impulse, neuronale Signale, die ununterbrochen durch unser Gehirn schießen. Doch genau diese Aktivität kann – wenn sie dauerhaft anhält – den Körper in einem Zustand chronischer Anspannung halten.
Der Blutdruck bleibt leicht erhöht, die Muskeln verhärten, der Atem wird flach.
Die Folge: Das System regeneriert nicht mehr.
Und genau hier setzt eine uralte, aber neu verstandene Methode an: die Atemtechnik „Spüren – Lockern – Zielen“. Eine Technik, die das neuronale Netzwerk in einen Zustand führt, den man sonst nur aus Tiefenmeditationen oder Nahtoderfahrungen kennt – Gammawellenaktivität.
Die Atemtechnik
Phase 1: Spüren
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Durch die Nase einatmen – zuerst tief in den Unterbauch, dann rasch weiter in den Brustkorb.
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Den Atem etwa 30 Sekunden halten.
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Anschließend langsam durch den Mund ausatmen.
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Diesen Zyklus 50-mal wiederholen.
Nach wenigen Minuten beginnt der Körper zu reagieren:
Ein Kribbeln breitet sich über die Haut aus, Muskeln beginnen zu zucken oder zu vibrieren, alte Spannungen treten ins Bewusstsein. Hier beginnt die Entladung gespeicherter Energie – das Nervensystem wechselt vom Dauer-Alarm (Sympathikus) in die Regenerationsphase (Parasympathikus).
Phase 2: Lockern
Der gleiche Ablauf – wieder 50 Atemzyklen.
Doch jetzt verändert sich die Wahrnehmung: Der Körper zeigt sehr genau, wo alte Blockaden sitzen. Kälte, Wärme, Druck oder Ziehen werden spürbar. Es sind die Zonen, in denen Emotionen, Stress oder unbewältigte Erlebnisse festgehalten sind – in Form von Muskelspannung und Zellgedächtnis.
Hier geschieht etwas Außergewöhnliches:
Während die Atmung den Sauerstoffgehalt im Blut verändert, reagiert das Gehirn mit einer Verlangsamung der Beta-Aktivität. Die Wellen werden ruhiger, tiefer – und plötzlich schaltet das Denken leiser.
Phase 3: Gezielt
Nun richtet sich die Aufmerksamkeit auf genau diesen Punkt im Körper, der sich gezeigt hat.
Beim Einatmen wird bewusst in diesen Bereich geatmet – mit jeder Wiederholung löst sich Spannung, bis sich der Muskel entspannt und die Energie wieder frei fließt.
Im EEG würde man in diesem Moment eine Zunahme von Gammawellen beobachten – jene hochfrequenten Schwingungen, die mit Bewusstseinsintegration, Selbstheilung und tiefer Klarheit in Verbindung gebracht werden. Der Körper tritt in einen Trancezustand, in dem er beginnt, sich selbst zu regulieren.
Was dann geschieht
Klienten berichten nach dieser Praxis von Momenten völliger Stille im Kopf – einem Raum, in dem kein Gedanke mehr stört. Stattdessen entsteht ein Gefühl tiefer Präsenz, als würde der Körper „durchatmen“ und die Seele endlich ankommen.
Chronische Spannungen lösen sich, jahrelange Kopfschmerzen verschwinden, Entscheidungen fallen leicht, Stresssituationen werden mit erstaunlicher Gelassenheit gemeistert.
Was wie Magie klingt, lässt sich neurophysiologisch erklären:
Durch die Kombination aus Sauerstoffübersättigung, Atemstillstand und bewusster Fokussierung aktiviert der Körper seine neuronalen Reparaturprogramme. Hormone wie Serotonin und Dopamin werden freigesetzt, die Zellregeneration beschleunigt sich, das Immunsystem stabilisiert sich.
Die Wahrheit
Nein – Gedanken kann man nicht einfach „abschalten“.
Aber man kann lernen, den Raum zwischen den Gedanken zu erweitern, bis sie von selbst leiser werden.
Genau dort – in dieser Stille – beginnt Heilung.
Fazit
Die Technik „Spüren – Lockern – Gezielt“ ist weit mehr als eine Atemübung. Sie ist ein Tor zur Selbstwahrnehmung auf einer Ebene, die jenseits des Denkens liegt. Wer sie regelmäßig praktiziert, trainiert nicht nur seine Lungen, sondern sein ganzes neuronales System, in Balance zu kommen.